MISSION IMPOSSIBLEMünchen- Herbst 2006
Bani und ich machen uns aus, dass er mich für den VCM trainiert. Schon Jahre „liegt er mir in den Ohren“, dass ich beim Training was falsch mache, er das nun in die Hand nehmen würde und er mich sicher auf eine Zeit um die 4:05 bringen könnte.
Erbitte mir allerdings noch Schonfrist, denn die Faulheit hat sich eingeschlichen… und der innere Schweinehund is a Hund…
Ende November ist es dann aus mit lustig, mein Traininsplan öffnet sich automatisch, wenn ich die
www.run42195.at Seite öffne.
Die ersten Läufe sind eine Katastrophe! Laufe einen 8:30er Schnitt mit 145-50 Puls.
Mission impossible beginnt!
Ich halte mich brav an Banis Plan und schön langsam wird das Tempo wieder „flotter“ und der Puls niedriger. So geht es Monate dahin! Bani hat es nicht leicht mit mir, da ich im Februar und März jedes Wochenende gröbere Festivitäten habe und er meinen Plan danach richten muss. Er weiß, dass ich nicht fürs Laufen lebe, sondern laufe um gut zu leben.
Im März dann der 3. Eisbär. HM Zeit von 1:55…Nicht aufregend, aber wir sind zufrieden.
Bani teilt mir mit, dass er mir sub 4 zutraut und mich deswegen beim VCM begleiten und betreuen wird! Das baut mich auf und macht mich zuversichtlich. Wenn, dann schaffe ich das nur mit ihm!
Meine langen Läufe mache ich schon im 6:10er Schnitt mit 140 Puls.
Wenn alles passt, wirklich alles passt, dann müsste es sich ausgehen, da ich eine sehr gleichmäßige Läuferin bin.
Vorallem: Soll ich mir eine 4:04- 4:08 er Zeit vornehmen…nein, bin ja kein Weichei, was ist denn das für ein Ziel??
Der Tag X naht mit großen Schritten, Tina macht mir einen Essensplan für die letzten Tage. Ebly mit Gemüse, Reis mit Gemüse, Nudeln mit Gemüse, mittags, abends, immer muss ich essen Portionen die normalerweise eine Großfamilie verzehrt. Am Samstag spannt meine Hose derart, dass ich Angst habe beim Marathon über meinen Bauch zu stolpern.
Endlich ist es soweit. Wache am Sonntag vorm Wecker auf, frühstücke, gehe duschen, überlege was ich nun anziehen soll…na ja, wie halt jeden Tag in der Früh… Komischerweise bin ich überhaupt nicht nervös. Verlasse mich voll auf Bani. Ich muss mich diesmal um rein gar nichts kümmern. Nicht einmal Getränke muss ich mitnehmen.
Treffpunkt 7:30 am Stephansplatz. Rolands Fieberkurve ist im grünen Bereich, Fredmann TV ist anwesend, wir machen uns auf zum Treffpunkt Donauplexx.
Es werden noch Fotos gemacht und langsam spazieren wir ins Startgelände.
Gerd läuft seinen ersten Marathon, möchte mit Bani und mir mitlaufen, will den 3er vorne sehen.
Meine tollen Wasserträger machen sich schon beim Start aus dem Staub
Gerd, Bani, Luxemburger und ich machen uns gemeinsam auf den Weg. Es geht zügig über die Reichsbrücke, Fredmann und Karin stehen auf der Leitschiene und feuern die Läufer an. Das Tempo fühlt sich gut an, es läuft rund. Jean- Marie läuft mit Kamera, da er beim Praterstern aussteigen wird, er macht Fotos, reißt Schmähs und verabschiedet sich danach von uns.
Ohne Stau geht es auf die Hauptallee. Ich habe keine Ahnung wie schnell wir unterwegs sind.. Bani hat meine Uhr am Handgelenk um meinen Puls zu kontrollieren. Das Tempo ist gut, mir geht es gut und schon sind wir schon wieder aus der Allee draußen. Schüttelstrasse, Schwedenbrücke, Kai, Ring..es ist ziemlich heiß. Bani gibt mir zu trinken, schüttet mir Wasser im Nacken, auf die Arme, übern Kopf, läuft jede Versorgungstelle an um neuen Wasservorrat zum Kühlen zu besorgen. Gerd und ich laufen brav das Tempo das Bani uns vorgibt. Endlich ist die Wienzeile vorbei, wir kommen nach Schönbrunn und schon geht es die äußere Mariahilferstrasse runter. Wir überholen Nurmi, der heuer schon den 24. VCM läuft und es dieses Jahr gemütlich angeht, da er so gut wie nichts trainiert hat. Vorm Eybl steht meine Mutter und gibt uns frisches Wasser. Mir geht es gut, ich laufe, bekomme aber heuer vom Lauf nicht viel mit, da ich mich total aufs Laufen konzentriere. Immer wieder gibt mir Bani zu trinken, kühlt mich. Ich muss nur meine Brille vom Kopf nehmen, die Arme ausstrecken und schon kommt die Dusche. Wir rollen die Mariahliferstrasse runter. Schon sehen wir Fredmann mit seinem berühmt berüchtigten rosa Luftballon, er läuft uns entgegen…
Nun steigt Tina ins Renngeschehen ein. Sie wird mit uns die 2. Hälfte gemeinsam laufen.
Ich glaube wir liegen in der Zeit, ich frage aber nie, damit ich mich nicht demoralisiere. Aber lt. Bani ist die Zeit OK und mein Puls auch.
Nun sind wir zu viert und weiter geht es. Ring, Liechtensteinstrasse---eine Freundin steht an der Strecke, ich winke nur kurz, freue mich sie zu sehen…weiter geht es Alserbachstrasse…muss aber ehrlich gestehen, dass ich mich an das Stück gar nicht erinnern kann… ich laufe und laufe und laufe…mir geht es nicht schlecht, aber mir ist heiss. Nun habe ich zwei Wasserschütter. Von links und rechts werde ich gekühlt. Irgendwann mal sagt Bani, dass ich nun endlich meinen Marathonpuls erreicht habe. Da mich Bani sehr gut kennt, zweifle ich allerdings an seinen Worten… anscheinend will er mich nur aufbauen mit diesen Worten…
Donaustrasse, mein Mann und ein Freund tauchen mit dem Rad auf und verfolgen uns Viel zu tun hat Günther heuer nicht, da ich so eine spitzen Betreuung habe. Immer wieder laufen Bani und Tina zu den Versorgungsstellen und holen Wasser.
Aja, bei km 15 bekam ich ein Gel…
Kurz vor der Franzensbrücke höre ich plötzlich: Elisabeth!!! Was machst denn du da?? Eine Freundin läuft die Staffel. Ich rufe nur laut: Xandi!!!, laufe aber natürlich weiter…das Schmähbankerl haben wir auf Montag abend dann nachgeholt
Jetzt kommt die Schüttelstrasse. Ich hoffe, dass mir Christian wieder entgegenkommt. Die Zeit vergeht, ich konzentriere mich auf Gegenverkehr um ihn ja nicht zu verpassen und vergesse eine Zeit lang, dass mir das Laufen schon auf die Nerven geht und ich schon gerne beim Bier im Ziel wäre. Endlich kommt er. Gut drauf wie immer!!
Gerd, Tina, Bani und ich laufen brav dahin…
Wieder rein im Prater. So, jetzt ist es ja nicht mehr weit, meine Hausstrecke…
Beine sind gut, mir tut nichts weh…aber irgendwie hätte ich schon gerne, dass es vorbei ist.
Ich laufe und laufe und bekomme eigentlich nichts mit. Immer hinter Tina und Bani her.
Ich weiß jetzt gar nicht wann Gerd abgezogen ist, irgendwo im Prater, irgendwie habe ich gar nichts mehr mitbekommen. Bei der Stadionwende sehe ich Michi nicht weit vor uns. Er ist alleine. Plötzlich, bei der Staffelübergabe, rammt mich ein Mann. Er dachte anscheinend, dass er den falschen Weg genommen hat und wollte links zur Staffelübergabe rein. Fast hätte es mich auf die go gehaut. Anscheinend war er auch im Delirium, denn auf mein: Ich glaube sie sind ein bissl deppert! Ist er dann auch geradeaus weiter gelaufen.
Auf der Allee laufen wir dann auf Michi auf. Er läuft ein Stück mit uns, doch als er hört, dass Tina sagt sub 4 würden sich mehr ausgehen, pfeifft er drauf und läuft langsamer weiter.
Borromeus kommt uns auf der anderen Seite entgegen, ich freue mich ihn zu sehen, denn im Vorfeld hat er gemeint er werde nur den Halben laufen, es ist ihm zu heiss. Super schaut er aus!!!
Jetzt wird es allmählich zach. Ich laufe, laufe, laufe, bekomme nichts mehr mit. Immer hinter Tina und Bani her. Ich habe keine Ahnung wie wir im Rennen liegen. Werden es 4:10, oder 4:20, oder 4:01…keinen Schimmer. Ich frage auch vorsichtshalber nicht nach.
Auf der Schüttelstrasse heimwärts ist der Himmel dann endlich bewölkt.
Bani möchte, dass ich trinke, ich kann nichts mehr. Mir ist irgendwie schlecht. Beine sind aber voll fit. Ich möchte weder Wasser, noch Iso, noch sonst was, sonst muss ich mich übergeben.
Ab km 34 steckt Bani mir alle km Traubenzucker im Mund.
Franzensbrücke…jöööö, die Franzensbrücke Kurz davor sage ich: Da gehe ich aber jetzt Bis zur mitte der Brücke wird gegangen. Gott sei Dank kein böser Blick von Tina und Bani, im Gegenteil, sie bauen mich mit den richtigen Worten auf!
Beginne dann wieder zu laufen, weiß aber, dass wenn man einmal mit dem Gehen begonnen hat, sich vor einem 2., 3. 4. x nicht mehr scheut.
Die Beine sind gut, das Luftkriegen schlecht…
Apropos Luft: Tina hat mir am Start ein Nasenpflaster draufgepickt. Das war ein Hit!!! So viel Luft habe ich noch nie bekommen, ganz toll ist das. Leider hat sich das Pflaster aber bei km 15 gelöst. War ein irrer Unterschied von der Atmung her.
Endlich komme wir am ring an. Noch 2 km, noch ca. 15 Minuten und dann ist es vorbei!
Am Ring wechsle ich dann auch laufen, gehen, laufen, gehen…zwar peinlich, weil ich die einzige bin, aber mir ist es egal. Mir kommt vor, dass ich heuer niemanden, außer mir, gehen sehe.
Ich bekomme nicht mehr viel mit, mir tut zwar nichts weh, aber ich mag nimmer, ich kann nimmer.
Endlich biegen wir am Heldenplatz ein. Das lang ersehnte Ziel nähert sich. Bani und Tina nehmen mich in die Mitte. Hand in Hand laufen wir über die Ziellinie!
Wir umarmen uns! Ich bin glücklich es geschafft zu haben!
Leider ist nur eine Zeit von 4:03:38 raugekommen, aber der nächste Marathon kommt bestimmt.
Und da heißt es dann: sub 4 ICH KOMME
Vielen Dank Bani für die super Betreuung, sowohl im Vorfeld, als auch beim Lauf selbst!
Danke Tina für deine vielen guten Tipps, die Mästerei vorm Marathon, es hat sicher was gebracht und die Betreuung beim Lauf!
Ohne euch beide hätte ich das sicher nicht geschafft!
Übrigens Gerd hat seinen ersten Marathon in einer super Zeit von 3:59:08 absolviert!!