Lost in Translationahoi!
eigentlich ist es ja das unnatürlichste sich im laufschritt über ebene asphaltlandschaften zu quälen. jahrtausende hat uns die evolution auf eines getrimmt: quer durch die pampa zu laufen.
vielleicht macht mir ja deswegen diese laufform am meisten spass.
leider sind in österreich echte cross/querläufe eine seltenheit. bergläufe sind mir zu einseitig. und sonstige "cross"rennen gehen maximal über forststrassen und ausgetretene wiesenwege. orientierungsläufe wären ja an und für sich eine klasse sache, wenn ich nicht schon ein probleme damit hätte bei lakat >8mmol die uhrzeit zu erkennen.
in meiner idealvorstellung hat die renntopologie folgende kriterien zu erfüllen:
- selektives und koordinativ anspruchsvolles gelände (also mal grossteilig single-trails im unbefestigten gelände)
- verschiedene geländeeigenschaften mit natürlichen hindernissen (stock, stein, erde, wasser)
- kupiertes gelände gespickt mit richtigen rampen
- renndauer zwischen 60 u. 90min
in meiner läuferkarriere konnte ich bis jetzt (ausserhalb vom training) genau ein rennen absolvieren das dem ideal voll entspricht.
http://trailrace.com/topanga.htmlda sich aber so ein ausflug in die canyons hinter LA nicht wirklich rentiert (muss also auf die nächste dienstreise warten) fahr ich sehr gerne den kurzen weg zu unseren nachbarn nach bratislava.
und das zwei wochen nach dem eiermann wo man eigentlich maximal am pool liegen sollte. besonders wenn 32grad gemeldet sind.
die crossszene in der slowakai (und in tschechien) ist ja eine feine und so kommt man als wiener in den genuss in unmittelbarer nähe eine dritteljährliche veranstaltung auf einer traumstrecke zur verfügung zu haben.
je nach streckenführung (abhängig von jahreszeit/verhältnissen u. veranstaltungsrahmen z.b. Cup, Meisterschaften) gibts dort distanzen zwischen 15 u. 27km.
am 17.7 stand also das sommerrennen der krasnanska kuria im rahmen des slovakischen crosslaufcups über 16,3k ("kurzstrecke") u. 21,1k (langstrecke) am programm.
gemeinsam mit einer bekannten machten wir den katzensprung in einen stadtrandteil von bratislava den man etwa mit floridsdorf vergleichen kann. deswegen war der patschen den wir 200m vor dem start/ziel/park-bereich einfuhren kein nachteil. eigentlich ein guter diebstahlschutz...
als lauftourist in einem fremdsprachigen land welches nicht der romansichen oder germansichen sprachfamilie zu zuordnen ist, ist man ja eigentlich komplett aufgeschmissen. wenigstens gibt es mittlerweile den euro, so dass es wenigstens beim startgeld (5euro) keine missverständnisse gibt.
das start/ziel areal befindet sich in einem öffentlichen bad und beim vorherrschenden wetter überkommt einem eher keine sehnsucht nach der zu erwartenden schlacht in den hügeln. dazu belässt ein ordentlicher wind welcher die hitze auch in den wald trägt und somit eine abkühlung im schatten eher unwahrscheinlich macht.
doch die freude auf die besonderheiten dieses rennens überwiegen, auch weil es für mich ein spasslauf werden soll um wieder ins training einzusteigen. dass ich nicht 100% fit sein werde und mit ziemlicher sicherheit den memmentod bei diversen rampen sterben werde ist mir auch klar. einfach "geniesen" lautet die devise - deswegen auch die wahl auf die 16km. zwar nahezu idente strecke dafür etwas kürzer. ich bin ja noch in der regeneration...
da wir kein wort verstehen, hängen wir uns einfach dem menschentross der paar hundert athleten an, der sich in bewegung setzt. offensichtlich ist die startlinie diesmal wo anders. und zwar direkt am eingang zu den weinbergen. eigentlich führt hier eine art forstweg die ersten paar hundert meter bergauf bis zum ersten trail, doch das wetter hat das ganze in eine sandpiste verwandelt. erste zweifel ob meiner schuhwahl kommen auf. klugerweise stell ich mich in die erste reihe, da ich keine lust auf einen rennbeginn in einer staubwolke habe.
teilnahmslos verfolge ich die 10min wettkampfbesprechung. einzige worte die ich verstehe "zermatt ultramarathon" u. "marathon des sables". wenn man sich die leiberl der kollegen in der ersten reihe ansieht versteht man auch den zusammenhang...
stilecht aus der pistole wird gestartet und die ersten 200hm auf 3km werden in angriff genommen. der saucony kinvara schwimmt im sand und ich versuche auf den stellen mit verbrannten gras zu laufen um etwas grip zu haben. bis zum eingang des singletrails sortieren sich die vorderen gruppen und ich hänge mich an eine die ich für die führungsgruppe des langen laufes halte. "dabei bleiben bis zur abzweigung zum 16er" (bei km 11) war mein plan.
der eingang ist gleich die erste rampe, die für den grossteil des feldes wohl den ersten fussmarsch bedeuten. das lakat schiesst in die oberschenkel und man muss nach 2min renndauer bereits ordentlich beissen. danach wird man sofort mit einem wunderbaren aber sehr anspruchsvollen trail belohnt der nichts für geborene geradeausläufer ohne beinhub ist (die dichte an schürfwunden im ziel ist beachtlich). die nächsten kilometer geht es kupiert bergauf u. es ist angenehm zu laufen. zumindest für die anderen in meiner gruppe. ich fühl mich erwartungsgemäss nicht fit u. laufe auch bergab bewusst mit angezogener handbremse um den muskulären anspruch in grenzen zu halten. wenigstens zeigt sich der schuh doch als richtige wahl. es ist grossteilig trocken, die paar schlammigen und nassen stellen lassen sich auch mit dem lighweight gut laufen.
zeitweilig wird wirklich quer gelaufen u. ich freue mich über die gut markierte strecke. dank der gruppe muss ich mir aber eh keine gedanken über den verlauf machen. konzentration war aber trotzdem gefragt. technisch kein pimperlweg. das wildeste rund um lainz ist hier ständiger anspruch. über und unter gefallene bäume, bachquerungen, hängende kurven, wurzelwerk - das volle programm.
und dann erstmalig nach 5km weswegen ich hier bin. leicht kupiert bergab. man glaubt zu fliegen, wenn man mit 3min/km einen kurvigen singletrail durch den wald rennt. so stell ich mir laufen vor. da machen auch die 1m hohen brennnesseln nix die einen 40cm breiten korridor flankieren. "machen eine schöne haut" hat die oma schon vor 30 jahren gesagt...
langsam macht sich ermüdung bemerkbar. früher als gedacht spüre ich die auswirkungen vom ironman. vielleicht auch weil ich diese woche schon einiges, wenn auch locker, trainiert habe.
bei ca der hälfte des kurses greife ich bei der labe ein iso. leider war ich zu schnell u. verschütte die hälfte. wasser wär mir eh lieber gewesen. schweineheiss.
das letzte mal bin ich hier die 18 gelaufen u. komme nun auf den streckenteil der sich von damaligen kurs unterscheidet. hier kommt das einzige asphaltstück. eigentlich ziemlich mühsam. leicht bergauf u. man kommt sich sehr langsam vor.
an dessen ende befindet sich jedoch die abzweigung für 16 u. 21km und die hat es in sich.
was ich anfangs noch für eine kurze sehr, sehr, SEHR steile rampe halte, stellen sich als 150HM jenseits der 20% heraus. erstmalig versuche ich bergauf rückwärts zu laufen was sich erfreulicherweise als genau so "schnell" herausstellt aber den vorteil hat, dass die hinigen oberschenkel kurz entlastet werden u. ich schauen kann wo sich die verfolgerschaft befindet. aber irgendwie sehe ich keinen!?! - da ich aber die streckenmarkierungen sehe glaube ich fest daran mich nicht verirrt zu haben

- da nach vorne auch niemand zu sehen war, beschliesse ich herauszunehmen und den rest - besonders die folgenden schnellen bergabkilometer - dosiert zu laufen. sollte sich nach hinten ausgehen. nach vorne geht sowieso nix mehr.
wieder wird es technisch sehr anspruchsvoll, ein paar mal komme ich von der strecke ab, verlaufe mich gott sei dank nicht grossartig. die letzten 3km kenn ich noch vom letzten mal u. laufe richtung heiss ersehnter dusche. sehr speziell auch die letzten paar hundert meter durch das mannhohe gras, einen gemeindebau u. das ziel im bad.
zeit u. platz verstehe ich natürlich nicht. ist mir auch egal. trotz der leiden hatte ich riesenspass und nach einer dusche u. dem sprung ins becken fühl ich mich eigentlich gleich wieder ziemlich gut.
nach und nach füllt sich das bad mit athleten aber auch der normalen badegesellschaft - hauptsächliche ganz hässliche männer und getunte girls aus der silkonfachbeteilung vom slowakischen bauhaus. die läufer okkupieren eine hälfte der liegewiese - der pöbel die andere.
auch yvonne rauscht ins ziel. was ich erkennen kann als erste dame. super! wenigstens einen preis wird sie ergattern. gottes ausgleich für den hinigen vorderreifen.
bis zur siegerehrung bleibt etwas zeit zum relaxen, baden, eis essen und reifenwechseln da natürlich auf alle teilnehmer, auch der 21k gewartet werden muss.
überraschenderweise werd ich beim ersten teil der siegerehrung 16k (männlich unter 40) aufgerufen. ausser meinem namen verstehe ich natürlich gar nix. mit händen und füssen frage ich den zeremonienmeister auf welches podest ich mich denn stellen soll. er deutet auf das höchste o_O
im endeffekt gewinnen zwei lauftouristen aus wien die 16k overall u. fahren jeweils mit einer flasche bestem lauwarmen slowakischen schaumweins nachhause.
und weil der veranstalter für den herbstlauf bessere preise versprochen hat kommen wir auch wieder!