ist er zu stark - bist du zu schwachachtung! lang u. voller selbstmitleid!

jetzt vereint der Powerman Zofingen - die Königin aller Duathlons - so ziemlich alles was ich nicht mag.
1. ich hasse duathlons
2. die anreise ist mühsam
3. das wetter ist tendenziell suboptimal. entweder kalt oder nass - meistens beides
4. die distanzen und höhenmeter sind eindeutig zu viel
5. die strecke zwingt dich permanent von minute 1 in die dunkelroten bereich
6. das rennen ist nicht "plan b"-fähig.
aber vielleicht gerade deswegen ist es mein lieblingsrennen - eine echte herausforderung.
ein Ironman ist das z.b. nicht. der ist nur lang. da kann viel schief gehen und man kommt immer noch halbwegs anständig über die runden.
selbst für halbwegs fähige athleten stehen in Zofingen die chancen aber ziemlich gut, dass man das ziel nicht sieht.
da gibts viele gründe: von mangelndem respekt vor dem rennen über die falsche vorbereitung bis zur fehlenden schmerzresistenz oder unerfahrenheit ... ganz egal - der besenwagen wartet. und die karenzzeiten tun ihr übrigens um die anderen "schwachen" auszusortieren. 11 bzw 12h (für die damen). da muss man sich mal vorstellen, wieviele DNFs es in bei einem Ironmanrennen geben würde, wenn man nach 13h das ziel sperrt...
in Kanton Aargau trifft es regelmässig zwischen 25 u. 30% der starter. da stehen die leut nach 2km auf der ersten laufstrecke mit krämpfen im wald, drehen radfahrer am zweiten berg um, weil sie die rampen nicht hochkommen, fahren im besenwagen von der dritten runde heim oder lassen sich mit dem hubschrauber beim zweiten lauf bergen. und das basisniveau der athleten ist wirklich gut. immerhin weltmeisterschaften. da kommen kaum touristen.
dass es diesmal auch mich getroffen hat, liegt wenigstens nicht an einer verfehlung des grundsätzlichen. ich bin gut trainiert, kenne das rennen und bin keine memme. deswegen bin wohl auch noch halbwegs passabel bis zum ersten drittel des zweiten laufs gekommen. in wirklichkeit hätt ich aber nach 10min renndauer aussteigen sollen.
aber es ist das lieblingsrennen, da ist die anreise, da sind die kosten und immerhin ist es die WM, mit gar nicht mal so schlechten aussichten auf das altersklassenpodest. deswegen ignoriert man gekonnt die vorkommnisse in den tagen vor dem rennen.
mir war schon klar, dass ich nicht 100%ig fit war. die ganze woche schlecht geschlafen. dauernd hitzewallungen und müde. eh der klassiker. sobald man in die regeneration kommt, brechen die dinge auf, die der körper bei dauerbelastung unterdrückt. die meisten bekommen ja auch im urlaub ihren herzinfarkt...
dass ich freitags und samstag dann auch noch einen grossteil des tages auf der toilette verbracht habe, kam erschwerend hinzu. gedanke in der not: das optimierte renngewicht wird die schweren krämpfe in folge des gestörten mineralhaushalts ausgleichen...
tatsächlich fühlte sich das abschlusstraining sehr gut and und ich konnte in der nacht vorm rennen auch gut schlafen. deswegen war ich am renntag ziemlich optimistisch (ganz im gegensatz zum wetterbericht) meine PR auf den 10(200)-150(1900)-30(900) km(hm) ordentlich zu drücken.
nach dem obligatorischem check-in und aufwärmen gesellte ich mich in die erste startblockreihe hinter der elite (wurde löblicherweise doch in die AG-wertung aufgenommen, sonst wär ich auch bei den ausnahmekönnern gestanden ...)
jetzt befindet sich der start auf einer steigung mit ca 10%, die sich nach 500m ordentlich aufstellt und bis zum zweiten kilometer in die wälder über Zofingen führt. dementsprechend verhalten mein start und der der anderen, die hier schon öfter gelitten haben. übermotivierte athleten (vornehmlich amerikaner) liesen sich es jedoch wie immer nicht nehmen die elite zu überholen und die eröffnung in einen bergsprint zu verwandeln. die krampf- und stehpause nach 5minuten hatte sie sich dadurch entsprechend verdient...
nach 5km - nach der ersten von zwei anfangslaufrunden - war jedoch bei mir das standardprozedere vorbei. gleich beim zweiten einstieg in den starthügel fühlte ich mich unrund und musste sofort rausnehmen. dass die zu erwartende schwächelei so früh zuschlagen würde, hatte ich nicht erwartet. aber das rennen ist ja lang und da kann sich vieles ändern. in der hoffnung, dass sich mein zustand beim radfahren bessern würde, lief ich den ersten split mit angezogener handbremse bis zum wechsel. war ich nach 5km noch bei den besten amateuren wurde ich schon auf der zweiten laufrunde ordentlich durchgereicht. jetzt gewinnt (man verliert eher) man in den ersten 40min eines langen rennens nichts, aber das ego ist doch angeschlagen wenn man um 90s über seinem plan liegt. in weiser vorraussicht bin ich ohne uhr gestartet um mir keinen unnötigen druck zu machen. zeiten konnte ich also nur im stadion oder auf kirchtürmen verfolgen.
nach einem flotten wechsel konnte ich mich am ersten teilstück der radstrecke halbwegs erfangen. eines von zwei streckenabschnitten die einem gestandenen Eiermann liegen. flach u. leicht kupiert. zeitfahren also. steady-pace mit druck aber ohne echte anstrengung.
beim ersten hügel wars dann jedoch auch beim radfahren vorbei. gleich auf den ersten höhenmetern krampfig (montezumas rache) und noch 135km zu fahren. dabei kam der richtige berg erst...
konnte ich den ersten hügel noch halbwegs bestehen wars am Bodenberg vorbei. zu den krämpfen gesellte sich unheimliche schwäche ab dem "hellroten" bereich. mit kleinstem gang und 20u/min quälte ich mich hinauf und fühlte mich als ob ich die eiserne hand rauffahren würde (mit dem renner nicht mit dem moutainbike). ich hatte den eindruck das ganze feld würde mich überholen. ich konnte mir nicht vorstellen, das selbe drama noch zwei mal durchzu stehen. aber solang man nicht liegt, fährt man noch und einen leistungseinbruch hatte ich ja auch keinen. eine art drehzahlbegrenzer der einfach den motor abdreht wenn man zu hoch kommt. so fühlte ich mich. die taktik musste also folglich diese sein: dosiert und leistungshomogen über die runden kommen. eh nicht das schlechteste auf einer langendistanz. der durchschnitt zählt. nicht die spitzen... nie war der wunsch nach einer Compact-Schaltung grösser...
überraschend erfing ich mich am nächsten welligen stück wieder halbwegs und konnte, dank meiner dosierten fahrweise, den rest der radstrecke anständig absolvieren. zwar unter krämpfen, aber damit kann man umgehen. ich hatte sogar spass, zum ersten mal keinen hungerast, überholte andere und schaffte sogar einen progressiven bike-split. auch was neues.
dass ich sogar unter plan und 8min unter meiner PB zum zweiten wechsel kam, lag wohl weniger an meiner überform, sondern rein an der tatsache, dass es sich wirklich auszahlt, bei längeren unterfangen anfangs extra locker in den tag zu gehen. dummerweise war daran nicht mein wissen oder meine einsicht schuld sondern der nur widerwille meines körpers sich zu schinden...
dank eines schnellen wechsels und eines flotten schritts am ersten, leicht schmierigen km des 30k-todeslaufs, konnte ich gleich mal 10 kollegen hinter mir lassen und lag in schlagdistanz zum m35-vize-wödmasta platz - vorausgesetzt ich würde einen semidurchschnittlichen lauf zusammenbringen. kalkulatorisch ging ich von 2h20min aus. das wäre selbst heute mehr als machbar (dachte ich...). für ganz vorne hätte ich 100% abrufen müssen. also kein auftrag - das war mir klar. glücklicherweise haben selbst massive oberschenkelkrämpfe beim radfahren kaum auswirkungen auf meine laufleistung. somit konnte ich die erste kurze aber heftige rampe gut überlaufen und ging in den ersten 3km anstieg durch den vom sturm geschundenen wald. der seit 2h anhaltende leichte regen verwandelte sich augenblicklich in einen ausgewachsenen dauerwolkenbruch. dass jetzt nicht nur der himmel weinen würde sondern auch gleich ich wurde sofort nach ca 3min im erwähnten anstieg klar. neben dem grundsätzlichen schwächegefühl kam ungutes stechen in der rippfellgegend hinzu. im rennen hatte ich sowas noch nicht erlebt und kannte ähnliches nur von den ersten 3 tagen nach meiner ausbelastung beim Ironman Austria. da während der zweiten radrunde leichter husten einsetzte, ging ich von einer verkühlung aus die sich in der letzten woche manifestiert hat. eine kurze standpause brachte linderung und so hoffte ich, dass sich das problem am flacheren hochplateau kontrollierbarer darstellen würde, sobald die intensität des anstiegs wegfällt. so eierte ich kilometer um kilometer bergauf um die stelle zu erreichen wo auch meine schweizer freunde und gastgeber positioniert waren.
da selbst beim kurzen bergabstück zum plateau keine besserung auftrat und ich das problem nicht zuordnen konnte wusste ich von einem moment auf den anderen dass ich jetzt aussteigen werde. ich lief nur noch deshalb weiter, um einen punkt der strecke zu erreichen wo möglichst wenig menschen standen. in einem moment so eines DNFs brauch ich nicht auch noch gut gemeinten anfeuerungsbekundungen von zaungästen.
nach der ersten echten stand/gehpause versuchte ich wider besseren wissens nochmal anzulaufen. in so einer situation willst du es einfach nicht wahr haben. oft ist ja der wille stärker als der körper. hier war er es gott sei dank nicht. ab diesem moment war selbst leichtes joggen nur noch belastend möglich. mittlerweile war ich natürlich auch ausgekühlt, da ich seit gut 25min weit unter meinen möglichkeiten lief und der kalte regen sein übriges tat.
toni(selbst jahrzehnterfahrener langdistanzsportler, heil- und hausmasseur von 6fach IM weltmeisterin Natascha Badmann) und seine frau astrid hatten offensichtlich den braten bereits gerochen und sind mir sofort entgegengekommen, nachdem sie mich am vorhergehendens kreuzungspunkt erspäht hatten. da bin ich zwar noch gelaufen - aber aus erfahrung weiss man auch als zuschauer wenn etwas nicht stimmt.
den hinweis, dass ich trotz meiner probleme ständig zeit gut machen würde, nahm ich zwar zur kenntnis änderte aber nichts an der tatsache, dass ich weder lungen- oder herzmuskelentzündung riskieren wollte - egal wie gross die enttäuschung war (und noch immer ist). war sowieso schon viel zu lange unterwegs.
dass es im endeffekt die einzig richtige entscheidung war stellte ich eine stunde später fest. selbst nach einer langen heissen dusche, warmen klamotten und einer belastung, die die kerntemp eigentlich erhöhen sollte, zeigte der fieberthermometer einen ernüchternden wert: 35,8
ich hoffe nur, dass sich nichts wirklich ernstes ausgewachsen hat. symptomatisch hat sich eine grobe verkühlung mit halsentzündung eingestellt - das blutbild wird mehr auskunft geben.
im endeffekt ist so ein rennen wohl der preis den man für eine saison mit vielen höhen zahlt. muss ja alles einen ausgleich haben. ausserdem rächt es sich (wie ich eh immer propagier) wenn man sich zu diesem event nicht "voll" bekennt. das war einfach logistisch nicht möglich. die kurze zeit nach dem Eiermann lässt keine absolut gezielte vorbereitung zu, mein unwille zur "klugen" ernährung über einen langen zeitraum... da leidet die regeneration und man brütet im stillen etwas aus...
hauptgrund aber ganz sicher der umstand, dass ich in den letzten 22 monaten genau 3x 1 woche pause gemacht habe. der körper verdient sich halt längere ruheperioden und die geb ich ihm jetzt.
um auch im grössten drama etwas positiven zu finden: immerhin bin ich inoffizieller M35-Transition Weltmeister. keiner hat so schnell gewechselt wie ich...

und wie bundes-arnold immer sagt: "i'll be back"
das wird zwar eine weile dauern aber dann gibts eine saisonausrichtung auf diesen tag. ohne marathon, ohne ironman, ohne eiscreme-kur