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« Letzter Beitrag von haschu am 15.02.2023, 08:11:25 »
ich verkaufe eine >Suunto 9 Peak Pro um EUR 400,- (Listenpreis 499,-, gekauft habe ich sie um 485,-) Ich habe sie seit Gestern - 14.02.2023 erhalten und 1x verwendet. Sie ist mir einfach zu klein (Display, Haptik) - ich verwende lieber meine 9 Baro weiterÜbergabe in Tulln möglich
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« Letzter Beitrag von go4ultra am 19.01.2023, 14:45:47 »
Du musst aufhören rundumadum Geschichten zu lesen... du musst aufhören rundumadum Geschichten zu lesen... du musst... Sehr schöner Bericht! Und ich schaffs momentan nicht mal für 5km aus dem Haus Aber jetzt bin ich so gehyped, ich glaub heute wirds was!
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« Letzter Beitrag von Josefstädter am 12.01.2023, 18:15:57 »
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« Letzter Beitrag von Alexander am 12.01.2023, 00:14:55 »
Gratulation zur hervorragenden Leistung und vielen Dank für den ausführlichen Bericht! LG Alexander
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« Letzter Beitrag von Ulrich am 10.01.2023, 17:25:44 »
Gratuliere Alexander! Es war wirklich beeindruckend, wie locker Du schon am Start drauf warst. Du hast Dich gut vorbereitet und es hat sich ausgezahlt! Als Du uns dann am Hubertusdamm überholt hast, haben wir uns beide gefreut. Nicht übers Überholtwerden (let´s be honest, das mag ich so gar nicht) aber wie gut Du offenbar drauf warst! Danke nochmal für den Bericht.
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« Letzter Beitrag von Diana11 am 10.01.2023, 17:24:55 »
Deinen Kampfgeist und deine mentale Stärke bewundere ich stets auf neue - höchsten Respekt! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für den ausführlichen Bericht genommen hast!!
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« Letzter Beitrag von Alexander am 10.01.2023, 16:41:33 »
Der legendäre Rundumadum! Er hat seine Faszination auf mich ausgeübt, seit es ihn gibt. Vor 10 Jahren las ich nur mit großer Ehrfurcht die Berichte hier. Damals war es für mich unvorstellbar, 3 Marathons am Stück zu laufen, ich hatte schon nach einem wirklich genug. Dann hatte ich 2019 die Idee, alle Wiener Bezirksgrenzen abzulaufen. Dadurch lief ich immer längere Distanzen in gemütlichem Tempo, mit Gehpausen und Fotostopps. Und siehe da, plötzlich war es mir nicht mehr unmöglich, mehr als 42,2km zu laufen. 2021 lief ich dann die 120km um den Neusiedlersee (eigentlich hatte ich nach 85km auf gehen gewechselt). Damit fühlte ich mich reif für den Rundumadum.
Mein Ziel war nur, im Zeitlimit zu bleiben. In der Vorbereitung im Oktober hatte ich daher auf Tempotraining verzichtet und mich auf extensive und lange Läufe konzentriert. Dabei musste ich noch etwas zurückstecken, weil sich die Achillessehnen wieder bemerkbar machten. Die wesentlichen Trainingsläufe an den Wochenenden waren 40km, 50km und 2x30km Back-to-back.
Blieb noch die Ausrüstungsfrage, da fehlte mir noch die Erfahrung. Am schwierigsten war die Entscheidung bei den Schuhen. Bis zur 2. Labe - Gütenbachtor, entschied ich mich für Traillaufschuhe: Altra Lone Peak 3.0. Etwas riskant, weil diese Schuhe keine Sprengung haben, was eine stärkere Dehnung der Achillessehne verursacht. Andererseits hatte ein Herstellervertreter gemeint, dass die niedrige Höhe die Schuhe weniger kippelig macht, was auf dem Trail das stabilisieren leichter macht und die Fußmuskeln weniger beansprucht. Für den Rest der Strecke wählte ich die Brooks Adrenalin GTS 21. Diese sind von meinen Schuhen jene mit der besten Dämpfung, ich bin alle langen Läufe in der Vorbereitung damit ohne Probleme gelaufen. Dann noch Wechselkleidung und besonders für die zweite Dropbag (Eßlinger Furth) auch noch ein paar zusätzliche Sachen zum darüber- und darunterziehen.
Vor dem Start war ich recht entspannt. Ich traf Ulrich und lief die ersten paar Kilometer plaudernd mit ihm, dann ließ ich mich zurückfallen, ich wollte mein geplantes, etwas langsameres Tempo laufen. Nach der Gehstrecke den Nasenweg hinauf war ich so in Gedanken und in die Aussicht auf die erwachende Stadt versunken, dass ich zweimal eine falsche Abzweigung nahm. Hier war die Navigation der Garmin hilfreich, die mich recht bald auf die Kursabweichung aufmerksam machte. Mit etwas mehr Konzentration lief (bzw. bergauf: wanderte) ich ohne weitere Probleme bis zur ersten Labestelle. Dort wartete schon Teresa, eine Bekannte vom Laufclub auf mich, um mir auf den nächsten Kilometern Gesellschaft zu leisten. Leider hatte Sie nicht viel Zeit, weil sie noch ein Geburtstagsfest auf dem Plan hatte und verließ mich in Hütteldorf schon wieder. Aber die Saat war gepflanzt: sie überlegt, nächstes Mal auch dabei zu sein. Bei der Verabschiedung kam gerade eine Gruppe Läufer vorbei, an denen ich mich im weiteren Verlauf etwas anhängen konnte.
Beim Gütenbachtor wechselte ich wie geplant die Schuhe, sonst brauchte ich nichts aus der Dropbag, es lief buchstäblich sehr gut. Ich freute mich schon auf die Zusatz-Labe bei Traildog Running, um ein paar Worte mit Ed zu wechseln. Dort wurde ich sogar mit Bier (alkoholfrei) verwöhnt. Der Liesingbachweg ist ja meine Hausstrecke, hier brauchte ich mich also nicht auf den Weg zu konzentrieren. In Alterlaa bekam ich dann noch moralische Unterstützung von meinem Papa der dort an der Strecke wohnt und nach dem Draschepark wartete meine Frau mit einer Flasche Kokosnusswasser als Sonderverpflegung. Mein Bruder und seine kleinen Tochter begleiteten mich dann noch ein Stück mit den Rädern, bis ich wieder auf mich allein gestellt den Laaerberg erklomm.
Ein selbst gestecktes Mindestziel war, die Labe Simmering noch (hauptsächlich) laufend zu erreichen. Dies gelang ziemlich problemlos, ohne stechende Schmerzen oder Krämpfe, nur die erwartbare Muskelermüdung. Bei der Labe ging mir eine Sitzgelegenheit ab, ich wollte die Beine während des Essens und Trinkens entlasten und ausschütteln. Auf den Boden setzen und wieder aufstehen war mit 71km in den Beinen schon recht mühsam.
Bis zur Steinspornbrücke wurde es dann wieder dunkel, ich schnallte wieder die Lampe um die Hüfte. Nun kam ich wieder in unbekannteres Land, in der Lobau kenne ich nicht mehr jede Abzweigung. Mit den Reflektorband-Markierungen und dem GPS-Track ging es aber problemlos weiter, nur um das Knusperhäuschen an der Panozzlacke lief ich eine unnötige Ehrenrunde. Die Gehpausen wurden nun länger, die Muskeln brannten schon, so rettete ich mich zur Labe Eßlinger Furth. Hier traf ich auch Ulrich wieder, er wirkt frustriert ob seiner Performance, machte sich aber recht bald wieder mit Heitzko auf den Weg. Ich ließ mir noch etwas Zeit an der Verpflegungsstelle. Die Beine fühlten sich schon recht leer an, jetzt wird es wohl immer mehr zur Wanderung. Da war ich auch sehr froh, ausreichend warme Kleidung in die Dropbag gepackt zu haben.
Ich konnte mich noch einmal aufraffen, ein Stück zu laufen, aber ich spürte immer deutlicher ein Brennen auf der rechten Fußsohle, offensichtlich bildete sich dort eine Blase. Damit hatte ich nicht gerechnet und ich habe auch bis jetzt noch keine schlüssige Erklärung, wie es dazu gekommen ist, weil am anderen Fuß blieb ich davon vollkommen verschont. Die Schmerzen wurden rasch stärker. Ich musste schon ziemlich die Zähne zusammenbeißen, mit Laufen war nun wirklich nichts mehr. Ich konnte aber ein zügiges Gehtempo halten und nach der Labe Gerasdorf ging die Blase dann irgendwann auf und es tat nicht mehr so arg weh.
Die Eintönigkeit entlang der Neuen Donau tat dann ihr übriges, wie in Trance setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ein Betreuer auf dem Fahrrad kam, ich sagte ihm, dass ich das schon noch schaffe. Ich freute mich, dass die verbleibende Distanz nur noch einstellig war und war in Gedanken schon im Ziel. Irgendwann schloss ich dann auf zwei in Rettungsdecken gewickelte Personen auf, die nur mehr langsam gingen. Oh Schreck, es sind Ulrich und Heitzko! Ulrich hatte es offensichtlich noch schlimmer erwischt, er humpelte. Ich war so in Trance, dass ich entweder zu keiner Konversation fähig war, oder ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich konnte einfach nur mehr mein Tempo weitergehen. Zu guter Letzt wanderte ich dann noch unnötigerweise die Rampe zur Donauplatte hinauf und hatte dann etwas Schwierigkeiten, das Ziel zu finden. Ich hatte es hinter dem Eingang erwartet, wo wir am Morgen begonnen hatten. Aber warum hatte ich den großen Pfeil am Boden nicht gleich gesehen? Aber dann ging es mit einem Strahlen im Gesicht durchs Ziel, ich spürte die Schmerzen fast nicht mehr, ein großer Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Die Uhr stand bei 21:19.
Eines ist ziemlich klar, das war wohl nicht mein letzter Rundumadum. Was ich fürs nächste Mal mitnehme: Für den ersten Abschnitt sind die Trailschuhe in Ordnung. Für den Rest werde ich mir statt der Brooks Adrenaline wohl wieder die teureren Glycerin besorgen, weil mit jenen habe ich die 120km um den Neusiedlersee mit weniger Problemen absolviert. Auf dem ersten Abschnitt werde ich Laufstöcke verwenden, um den Beinmuskeln etwas Arbeit abzunehmen. Energieriegel hatte ich definitiv zu viele mit, ich hatte keinen gebraucht, die Verpflegungsstände waren mehr als ausreichend. Damit kann ich die Eigenverpflegung auf eine Notreserve beschränken. Ich bin noch am überlegen, ob ich nächstes Mal die Dreiviertel G‘schicht mache und anstrebe, bis auf die steileren Anstiege wirklich durchzulaufen. Aber Irgendwann möchte ich die Ganze G’schicht einmal unter 20 Stunden schaffen. LG Alexander
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« Letzter Beitrag von Berichte am 10.01.2023, 15:49:15 »
Datum: 2022-11-05 Event: 9. rundumadumDistanz: 130,000 km Ersteller: Alexander
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« Letzter Beitrag von cbendl am 06.01.2023, 22:31:51 »
Da ich mich den ganzen Freitag, bis auf den Morgenlauf gut gefühlt hatte, wollte ich es am Samstag noch einmal versuchen. Inzwischen war mir ein Verdacht gekommen, was am Freitag das Problem gewesen sein könnte: Die Temperatur! Ich war mit kurzer Hose und Langarmshirt unterwes gewesen. Dünn, aber eben doch Langarm. Das wollte ich am Samstag wieder nehmen, doch als mir Martin die Temperatur sagte, wechselte ich schnell auf Kurzarm. Das war die Lösung! Mir war am Freitag einfach zu heiß gewesen. Am Samstag ging es dann ausgesprochen gut dahin und ich fühlte mich fit für den Marathon. Juhu! Die Zweifel waren dahin, alles lief nach Plan, endlich! Am Samstag ging es nochmal in den Central Park um den Sack mit Kleidung für den Zielbereich abzugehen. Vom Start gab es keinen Kleidertransport mehr ins Ziel. Am Sonntag hieß es früh aufstehen Martins Bus fuhr um 05:30 von der Public Library ab, mein Bus um 06:00 direkt vom Hotel. Ein bisschen neidisch war Martin, dass ich länger im Bett bleiben konnte. Das sollte sich aber als Irrtum erweisen ... Pünktlich (!) um 06:00 Abfahrt, hatte es geheißen. Ich war schon früher fertig, also ging ich schon vor der Zeit hinunter auf die Straße und hatte vor, mich gleich in den Bus zu setzen und noch ein bisschen zu dösen Tja. Die Gruppe schien vollzählig pünktlich da zu sein, nur Bus war keiner da. Um 06:10 war ich schon sehr unentspannt. Mein Plan war gewesen, erst im Startbereich auf Staten Island zu frühstücken, vor 06:00 war es mir für Start um 09:10 einfach zu früh. Genauso hatte ich es auch schon beim Boston Marathon 2019 gemacht und das hatte auch bestens funktioniert. Nur leider: kein Bus. Unsere Begleiterinnen vom Reisebüro schauten zwar herum, aber wirklich viel Aktion konnte ich nicht erkennen, was mich nochmal grantiger machte. Dazu ein weiterer Faktor, der die Sache ungemütlich machte: Alle Straßenfahrzeuge mussten über die Verrazano-Narrows-Bridge zum Start auf Staten Island. Dieselbe Brücke, über die wir dann wieder laufend auf dem Weg zurück Richtung Brooklyn nehmen würden, weshalb die Brücke auch um 07:00 schließen würde. Also sollten wir es nach Möglichkeit rechtzeitig bis 07:00 oder zumindest bis kurz nach 07:00, ein bisschen Toleranzzeit würde hoffentlich drin sein, schaffen. Was, wenn der Bus gar nicht käme Eingegangen und kein Ersatz rechtzeitig aufzutreiben? Ich war schon wirklich sehr sauer. Auf einmal am eine unserer Begleiterinnen dahergelaufen: Der Bus war da. Also nicht da, aber zumindest irgendwo in der Nähe. Ob er zu spät gekommen war oder die ganze Zeit da stand, nur eben vor dem falschen, dem "anderen", Hotel weiß ich nicht. Jedenfalls waren wir endlich um 06:35 im Bus, es ging Vollgas los, soweit das ein Reisebus eben schafft und kurz nach 07:00 waren wir auf der Verrazano-Narrows-Bridge. Die Brücke war noch nicht geschlossen, das hatten wir also zumindest geschafft. Mehr als einen halben Keks hatte ich aber immer noch nicht gefrühstückt und jetzt standen wir im Stau. Bis wir endlich am Parkplatz bei Fort Wadsworth standen, war es kurz vor 08:00. Schnell raus aus dem Bus, "Ciao, alles Gute!" zur Gruppe und los Richtung Startgelände. Die Schlange vor der Sicherheitskontrolle war zum Glück kurz und dann konnte ich endlich los ein WC (das war nach der langen Warterei auch schon dringend) und etwas zu essen suchen. Ca. eine Stunde bis zum Start. Das Startgelände war riesig und es gab alles. Tee, Kaffee, Isogetränke, Bagels ... Mützen, Therapiehunde, ... und was weiß ich was. Für die Teilnehmer*innen in der letzten Welle war Start auch erst um 11:30 – die Zeit muss man erstmal rumbringen. Bei Kälte bestimmt ziemlich unangenehm, da wäre es überlegenswert, ob man nicht mit einer Fähre erst später anreist. Ich hatte dieses Problem nicht, im Gegenteil. Aber jetzt mal mit der Ruhe und den Bagel guuuut kauen weil sonst wird der Bagel im Bauch zum Pflasterstein. Um während der Wartezeit im Warmen und Trockenen zu sitzen, hatte ich auch einige Zeitungen mitgenommen. Aber nicht nur, dass ich kaum zum Sitzen kam, war es auch als andere als kalt. Tiefsttemperaturen in der Nacht 19°C – das versprach ein "heißer" Marathon zu werden, im wahrsten Sinne des Wortes. Aus diesem Grund wurde auch ein Warnsystem eingerichtet: Grüne Flagge: Alles in Ordnung; Gelbe Flagge: Es ist heiß, Vorsicht, kühlen, langsamer laufen, ...; bis Schwarze Flagge: Rennabbruch. Warme Kleidung war also auch schon in der Früh kaum nötig. Ich hatte nur ein Kurzarmshirt und eine alte Pyjamahose an. Und einen Plastikponcho, über den ich vor allem im amerikanisch klimatisierten Bus sehr froh war. Nach meinen zwei Bagels und Orientierung, wohin ich denn eigentlich musste, war es schon Zeit zum Aufwärmen. Viel Platz war dazu nicht, aber es war ausreichend. Um 08:45 mussten wir schon in die Corrals, von denen es dann gemeinsam in Formation zum Start ging. Der Start verläuft auf der zweigeschoßigen Brücke in drei Spuren: Oben links orange, oben rechts (hier war ich) blau und unten links grün. Mein Startblock war Blau 1 B, also blaue Strecke, Welle 1, Block B. Vor uns Sub-Elite und Block A. Ich wusste von langsameren, die in Block A waren, was aber kein Problem war, da A und B sich ohnehin schon auf dem Weg zum Start vermischten. Was die Temperatur anbelangte, so hatte ich mich mit dem Gedanken beruhigt, dass ich bisher Hitze immer gut vertragen hatte. Die Erkenntnis ja, aber bisher bin ich noch keinen Marathon bei Hitze gelaufen! kam reichlich spät, nämlich gerade auf dem Weg zum Start. Ändern ließ sich natürlich nichts mehr. Vor dem Start gab es die Hymne, wieder mal etwas eigenwillig interpretiert, ich würde es Katzenmusik nennen, und bald ging es los – wie könnte es anders sein – zu Frank Sinatras "New York, New York". Komisch, dachte ich mir. Das passt überhaupt nicht zu einem Tag wie heute. Das ist Herbst, Nebel, kalt, oder überhaupt Winter - aber nicht 20°C und Sonnenschein. Bald war ich aber ohnehin außer Hörweite und hatte andere Gedanken. Die Verrazano-Narrows-Bridge ist zwei Meilen lang und stellt sich ordentlich steil auf. Nicht zu schnell anlaufen, lautete das Motto, Konzentration auf eine vernünftige Pace. Diese Frage stellte sicher aber gar nicht. Als ich mich dem Startbogen näherte hatte ich nämlich einen Schreckmoment: Da ist der Startbogen, ich sehe auch die Matte – aber das Feld vor mir bewegt sich einfach immer noch so gut wie nicht?!? Was soll das? Tatsächlich, es ging wirklich SEHR langsam los. Ich wollte ja gemäßigt anlaufen, klar, aber so hatte ich mir das auch nicht vorgestellt. Da waren wirklich SEHR langsame Leute vor mir. Als ich nach ein paar hundert Metern auf die Uhr schaute um diese mir Pace 5:55 anzeigte merkte ich, dass ich da jetzt schleunigst etwas ändern müsste und versuchte, Gas zu geben. Irgendwie zwischen den Leuten durch, ohne zu viel Zick-Zack zu laufen und ohne allzu arg zu rempeln. Nicht ganz einfach, denn es waren nicht einzelne, die da in ca. 7 min/km liefen, sondern sie waren in Gruppen und Ketten unterwegs. Nach einer Meile, auf dem Scheitel der Brücke, hatte ich es geschafft, mich freizulaufen, ab da ging das "normale" Laufen an. Korrekte Startblockenteilung oder -überwachung gehörten nicht zu dem Stärken des New York Marathon, zumindest nicht 2022. Auf der welligen Strecke hatte ich auch immer wieder ein Auge auf die Power um bergauf nicht zu intensiv anzudrücken, was bestimmt geholfen hat. Trotzdem wurde es ein Lauf, der bei weitem nicht perfekt war. Nach dem 2:51:58 von Berlin und dem Gefühl, danach noch stärker zu werden, war meine Schätzung eine 2:55er-Zeit in New York. Bei guter Tagesverfassung und guten Bedingungen wäre es wahrscheinlich möglich gewesen. Dass ich die Woche davor krank gewesen war und dadurch etwas Substanz verloren hatte bedeutete aber leider, dass die Tagesverfassung nicht perfekt war und verschärfend lief ich noch dazu auf unter 2:55 an, unter 6:40 pro Meile. Es war auch tatsächlich sehr warm. Zum Glück gab es fast jede Meile, bis auf drei Meilen am Anfang, Getränke. Ich bekam auch immer genug ab, zumindest trinken und Kühlen war also kein Problem. Auch die Stimmung war gut. Besonders in Brooklyn waren mir die Fans am Streckenrand sympathisch. Originelle Schilder wie "You run better than the R train" (und andere "Lieblings"-Pendlerzüge) oder "Run to the polls" (am Dienstag waren die mid terms) fielen mir auf. In der Lafayette Avenue sollten meine Cousine mit ihrem Sohn stehen und anfeuern – dort war sooo viel los, auch eine Band hat gespielt, ich habe gar nichts mitbekommen! Sie haben mich aber entdeckt und gefilmt, sie waren also wirklich dort. Ruhig wurde es dann in Willamsburg, bei der jüdischen Gemeinde. Ich bemerkte das erst, als ich auf einmal das klapp-klapp-klapp der Carbonschuhe um mich herum hörte. Davor war das im Schreien, Tröten und Pfeifen untergegangen. Bis zur Hälfte, bzw. kurz davor ging es gut. Die Halbmarathonmarke war auf der Pulaski Bridge, der Übergang von Brooklyn nach Queens. Obwohl wesentlich kleiner als die Verrazano-Narrows-Bridge stellte sich auch diese Brück recht steil auf und der Anblick der Läufer*innen vor mir erinnere mich an eine Ameisenstraße, die sich den Anstieg hinaufmüht. Auch ich plagte mich hinauf und in 1:27:26 hatte ich die Hälfte erreicht. Zwar im Plan für eine 2:55er-zeit, sogar knapp darunter, aber das war ja eigentlich das Problem: Ich war zu schnell. Es wurde warm und mir wurde schwindlig. Kein Wunder, die Gelbe Flagge kam während es Rennens tatsächlich heraus. Beim Einbiegen auf den Vernon Blvd. bei ca. Meile 13,5 sah ich vor mir schon die Queensboro Bridge. Für die architektonische Schönheit hatte ich in diesem Moment kein Age sondern dachte mir nur: "Oh Sch... da muss ich rauf?!?" Da mir immer wieder leicht schwummrig wurde, versuchte ich es mit einem zweiten Gel schon früher, vielleicht würde es helfen. Es ging irgendwie weiter und immerhin war ich ja auch schon bei Meile 13. Meile 14 in 6:51,1 war in Ordnung, das als Gesamtschnitt würde knapp unter 3 Stunden ergeben und das war auch mein Hauptziel. Mir war zwar klar, dass es hart werden würde, aber ich war zuversichtlich, dass ich eine gute Zeit ereichen würde. Zwar keine 2:55, aber trotzdem gut. Dann ging es auf die Queensboro Bridge. Meile 15 in 7:13,8, schon teilweise die Brücke hinauf, war zermürbend. Der Anstieg hinauf schien kein Ende zu nehmen und unter mir sah ich immer noch Land. War das immer noch erst der Brückenkopf? Hatte ich noch immer nicht einmal den East River erreicht? Ein Blick auf die Karte nach dem Lauf zeigte nein, das Land, das ich unter mir sah war nicht immer noch Queens sondern bereits Roosevelt Island. Aber egal, einen Schritt nach de Anderen, irgendwann würde ich schon oben sein. Und dann war auch tatsächlich bald der Scheitelpunkt der Brücke erreicht und ich kam in Schwung. Meile 16 war gerade beim Schnörkel von der Queensboro Bridge hinunter auf die 1st Avenue erreicht. 6:57 – ich war wieder unter 7 Minuten und die tobenden Massen von Manhattan nahmen mich in Empfang. Ab da kam Freude auf. Nur mehr 13,2 Meilen, drei Brücken bereits geschafft und jetzt wartete ein einfacheres Stück auf mich. Keine besonderen Steigungen, tendenziell leicht bergab und die Wetterprognose hatte auch Südwind angesagt. So wurde die 1st Avenue zum Genuss. Kurz später sah ich auch den Fantreffpunkt unserer Gruppe, ich hätte nicht erwartet, sie zu entdecken. Es wurde lauter und lauter, sehr viele Menschen waren an der Strecke, aber zu diesem Zeitpunkt empfand ich da nicht mehr als angenehm sondern als Lärm. Die nette, geradezu familiäre Atmosphäre in Brooklyn war vorbei, hier war es mehr Geschrei. Außer ich konnte Blickkontakt mit einzelnen aufnahmen, dann feuerten mich diese wieder persönlich und direkt an. Mit dem Gedränge und selbst damit beschäftigt, Gels und viel Wasser zum Trinken und zum Kühlen zu bekommen, übersah ich Meile 18, 19 und 20 aber 6:49,7 für Meile 17 und im Schnitt 6:52,17 für die drei folgenden Meilen war in Ordnung, zumal hier schon wieder eine Brücke zu überqueren war. Nach fast vier Meilen die 1st Avenue geradeaus ging es über die Willis Avenue Bridge in die Bronx. "Nur mehr eine Brücke" und "Jetzt ist's nicht mehr weit!" dachte ich mir. In der Bronx waren die Fan-Reihen wieder etwas dünner. Ich konnte wieder einzelne Menschen unterscheiden, es war nicht gar so gedrängt wie an der 1st Avenue, ich empfand es wieder angenehmer, weil ich das Anfeuern besser mitbekam. Nach einer Meile ging es aber schon wieder zurück nach Manhattan. Das Schild "Last damn bridge!" einer Gruppe auf der Madison Ave Bridge war wirklich zutreffend. Einmal noch eine Brücke hinauf, Meile 21 brauchte 7:02,6. Aber wieder nahm ich es gelassen. Ich wusste, das Ergebnis wird gut. Wenn auch kein Traumergebnis so aber doch gut und es war nicht mehr weit. Dann ging der Spaß aber so richtig los. 5th Avenue, kurz um den Marcus Garvey Park herum und die 5th Avenue weiter. An zwei Dinge erinnerte ich mich: An den Bericht von Peter, der geschrieben hatte, dass die 5th ein langgezogener Anstieg wäre. Und an den Wetterbericht, der Südwind vorhergesagt hatte. Rückenwind auf der 1st Avenue bedeutet, eh klar, Gegenwind auf der 5th Avenue. Die drei Meilen die 5th Avenue entlang machten gar keinen Spaß. Meile 22 in 7:05, Meile 23 in 7:01,2 und Meile 24 (zum Schluss schon in den Central Park hinein, gleich mit einer ordentlichen Steigung) in 7:20,1. Ich wartete schon sehnlichst auf den Anblick, wo das Feld vor mir nach rechts in de Central Park hinein abbiegen würde. Von dort war es nicht mehr weit! Natürlich, meine Zeiten mit knapp über 7 Minuten pro Meile (= 4:21/km) waren zwar etwas zäh, aber auch kein Grund zur Beunruhigung. Die 2:55 waren natürlich schon klar außer Reichweite, aber die Sub-3 ziemlich ungefährdet. Bei jedem Split rechnete ich, wie langsam ich den Rest laufen könnte, um immer noch unter den 3 Stunden zu bleiben. Mit Meilen-Splits aber Kilometer-Denken war das Rechnen nicht ganz einfach, aber ab dem Moment, in den ich wusste, die Durchschnittspace für den Rest könnte auf 4:30 gehen, später dass auch 4:40, 4:50 ... möglich wären, um immer noch unter 3 Stunden zu bleiben fühlte ich mich ganz gut. Die Hügel im Central Park sind berüchtigt. Bestimmt zu recht, es geht wirklich ziemlich steil hinauf, aber subjektiv fand ich die kurzen Anstiege weniger unangenehm als die längeren Anstiege auf die großen Bücken. Ich ging es da schon eher wie einen Berglauf an: Kurze Schritte hinauf, nicht die Kraft (viel hatte ich ja nicht mehr) verpulvern und wenn ich oben war, wieder Gas geben. Dort sollten auch irgendwo Resi, Elisabeth, Kurt & Co stehen. Ich habe NIEMANDEN gesehen Aber sie mich und es gibt Bilddokumente, wie ich mich dort schon plage. Meile 25 war dann in 6:58,4 geschafft, jetzt fühlte ich mich schon recht sicher. Kurz raus aus dem Central Park auf W 59th Street, am Südosteck des Central Park, verlor ich kurz die Orientierung. War ich schon am Columbus Circle? Das ist ja gar nicht mehr weit! Nein, noch nicht. Erst noch W 59th Street am Central Park entlang, dann Columbus Circle und dann wieder in den Central Park hinein. Beim Schild "800 m to go" versuchte ich wieder zu rechnen, ganz einfach war das aber nicht mehr. 2:59 müssen sich ausgehen, dachte ich, aber es wird knapp! Nochmal Gas geben, Columbus Circle war schon da, irgendwie ein Kraftpunkt für mich. Dann ging es in den Central Park hinein, die letzten 500 Meter hatte ich mir an den Vortagen gut angesehen und eingeprägt. Hier kannte ich alle Hügel und Wellen, denn auch dort ging es noch kupiert weiter. Einmal noch rauf, einmal runter, noch einmal rauf und die letzten 20 Meter vor dem Ziel leicht bergab. Meile 26 in 6:57,4, aber dann plötzlich der unangenehme Moment: Wie viel sind 0,2 Meilen in Meter? Oh Mist! Keine Ahnung! Das habe ich nicht bedacht! Egal, das war der Moment für den Endspurt, jetzt wusste ich zumindest genau, was mich auf der Strecke erwartete. Dass meine Rechnung von vorhin falsch war, realisierte ich auch. Nicht 2:59 waren drin, sondern 2:58! Jetzt aber Zähne zusammenbeißen und kämpfen. Dass das geht, wusste ich von Berlin, so ähnlich wollte ich es wieder machen. Zwar war das Ziel nicht von weitem so gut sichtbar, es gab noch Kurven, bis ich es wirklich sah, aber es konnte nicht mehr weit sein, also alles geben! Ich stolperte über die Ziellinie. meine Uhr zeigte 2:58:56. Die 2:58er Zeit war sch noch ausgegangen! Ich habe den New York Marathon geschafft! Es stimmt ja irgendwie "If i can make it there, I'll make it anywhere" Aber es war wirklich anstrengend. Ich war zufrieden, aber erschöpft. Zufrieden, weil ich zwar nicht mein Idealziel von 2.55 erreicht hatte, aber mit Erkrankung eine Woche davor und Unsicherheit, überhaupt reisen zu können, war das trotzdem ein richtiges Happy End für mich. Die offizielle zeit war 2:58:52 – 6:50 pro Meile, also gerade im Bereich dessen, was ich geplant hatte (bzw. 4:14 / km). Für eine Strecke mit ca. 300 Höhenmetern und ein Hitzerennen, bei dem es auf bis zu 25°C raufging, sehr ordentlich. Nach einer 1. Hälfte von 1:27:26 hatte ich also mit 1:31:26 genau vier Minuten verloren, aber das war mir ehrlich egal. Die zweites Strecke ist schwerer, es war heiß, ich musste kämpfen, aber ich habe es geschafft. Nicht jedes Rennen kann wie aus dem Lehrbuch klappen. Die offizielle Statistik: Official Time 2:58:52 Pace per Mile 06:50 Place Overall 618 of 47,745 Place Gender 48 of 21,160 (45-49) Place Age‑Group 1 of 2,796 (AUT) Place Country 2 of 126 Place Age-Graded 37 of 21,160 Time Age-Graded 2:46:22 Der 48 Rang unter allen Frauen und der Sieg in der Altersklasse haben mir wirklich große Freude bereitet und auch wenn ich mir im Ziel dachte "Nie wieder New York! Ich melde mich gleich wieder für Berlin an!" war ich mit dem Rennen glücklich.
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